Am Anfang, so kann man es sich zumindest gut vorstellen, muss in Manuskripten, Druckfahnen und Ähnlichem ein ziemliches Chaos geherrscht haben: An den Rand gekritzelte Notizen, diverse Pfeile und durchgestrichene Wörter sorgten für ein unübersichtliches Durcheinander. Wer genau auf die Idee kam, dem ein Ende zu bereiten, ist nicht klar – fest steht allerdings, dass bereits Johannes Gutenberg damit arbeitete. Damit werden die Korrekturzeichen, die sich seither kaum verändert haben, schon seit gut 500 Jahren genutzt. Mittlerweile sind typografische Korrekturzeichen genormt, was in der immer stärker vernetzten Welt von großer Wichtigkeit ist. Vor allem in den Bereichen der Medien- und Werbebranche sind sie heutzutage unabdingbar. Denn hier muss es schnell gehen.
Egal ob Zeitschriften und Zeitungen oder Plakate, Flyer, Broschüren oder Karten: Alle Druckerzeugnisse müssen auf Fehler durchgesehen und gegebenenfalls korrigiert werden, ehe diese aufs Papier gebannt werden und dann schwarz auf weiß (oder auch bunt) das jeweilige Druckerzeugnis verunstalten. Eine große Rolle spielt dabei sicherlich die Vertrauenswürdigkeit: Formale Fehler wie falsche Rechtschreibung oder Satzbau, aber auch unglückliche Formulierungen und inhaltliche Ungenauigkeiten verzeiht einem kaum ein Leser oder potenzieller Kunde. Denn wer glaubt schon, dass er die Visitenkarte der besten Werbeagentur der Region in der Hand hält, wenn „Werbeagentur“ darauf zum Beispiel versehentlich mit zwei „b“ geschrieben wurde?
Ein länglicher Strich mit einem Haken an jedem Ende zeigt: Hier sollte besser ein Zeilenumbruch in den Fließtext, das heißt, der Satzbeginn gehört an den Anfang der nächsten Zeile.
Jeder Absatz sollte eine eigene Einheit darstellen, zum Beispiel einen Aspekt eines Themas oder ein Gedanke. Je nach Textlänge sorgt ein Absatz für mehr Übersichtlichkeit und erleichtert es dem Leser so, alle relevanten Informationen aufzunehmen.
Mindestens genauso störend wie zu wenige Absätze sind zu viele davon. Schließlich unterbrechen sie den Leser im Lesefluss, selbst wenn der jeweilige Aspekt noch nicht fertig behandelt ist. Das stufenförmige Symbol zeigt: Bitte diese beiden Sätze nicht auseinanderreißen, sondern besser zusammenstehen lassen.
„Es möge beseitigt werden”, lautet die deutsche Übersetzung des lateinischen Worts „Deleatur” – also weg mit dem Buchstaben, Wort oder Absatz. Im Text werden einzelne Buchstaben, Wörter oder ganze Absätze einfach durchgestrichen. An den Rand gehört dann das Tilgungssymbol, das optisch ein wenig an ein „Und”-Zeichen erinnert.
Im Text selbst streicht der Korrektor das falsche Zeichen mit einem vertikalen Strich durch; an den Rand kommt dann ebenfalls ein vertikaler Strich mit dem richtigen Buchstaben daneben. Bei mehreren falschen Zeichen in einer Reihe des Texts kennzeichnet er das zweite falsche Zeichen mit einem umgedrehten L, das dritte mit einem umgedrehten L mit einem Querstrich usw.
Kurz vertippt und schon ist es passiert: ein Buchstabendreher. Eine Art Klammer kennzeichnet die beiden vertauschten Zeichen im Text sowie am Rand; am Rand stehen dann daneben die beiden Zeichen in der richtigen Reihenfolge.
Manchmal passiert es, dass der Korrektor etwas im Text korrigiert, was sich dann aber doch als korrekt herausstellt. Wie also die Korrektur korrigieren? Ganz einfach: mit einer gepunkteten Linie im Text. Am Rand steht dann durchgestrichen das Wort „rückgängig”.
Hier streicht man den letzten Buchstaben des Worts, vor dem das Satzzeichen fehlt, mit einem vertikalen Strich. An den Rand schreibt man dann einen vertikalen Strich und daneben den Buchstaben mitsamt dem fehlenden Satzzeichen.
Die Zeile ist versehentlich ein Stück nach rechts eingerückt – aber das sollte gar nicht so sein? Im Text und am Zeilenrand markiert ein auf der linken Seite liegendes T, dass der Texteinzug hier doch bitte getilgt werden möge.
Will der Korrektor einen Texteinzug am Ende der Zeile tilgen, kennzeichnet er das im Text mit einem auf der rechten Seite liegenden T. An den Rand der Zeile kommt dann ebenfalls ein auf der rechten Seite liegendes T.
Klar lässt sich beispielsweise das Wort „wunderbar”, wenn es am Zeilenende steht, in „wun-” und “derbar” trennen. Sonderlich wunderbar ist das für den Leser dann aber nicht. Ein treppenstufenartiges Symbol, ähnlich einem eckigen S, zeigt im Text, wo die schönere Trennung verlaufen sollte. In diesem Fall wäre „wunder” in der oberen und „bar” in der unteren Zeile, genau: ganz wunderbar.
Ein verloren gegangenes Wort ist ebenfalls ein Fall für den Text-Doktor. Die Stelle, an der das Wort eigentlich stehen sollte, kennzeichnet er im Text mit einem umgedrehten L. Ans Zeilenende malt er dann das gleiche Symbol und schreibt das fehlende Wort daneben.
Eine Art V mit Flügeln zeigt, dass sich an einer Textstelle gut noch ein weiteres Wort oder eine ganze Textpassage einfügen ließe. Am Rand steht das V mit dem jeweiligen Wort oder der Passage daneben.
Irgendetwas stimmt mit der Reihenfolge Wörter der nicht, oder? Eine eckige Umklammerung packt die beiden vertauschten Wörter und macht sowohl im Text als auch am Rand klar, dass es „Reihenfolge der Wörter” heißen muss.v
Zusammen schreiben lieber getrennt oder zusammenschreiben? Grammatikalisch korrekt ist manchmal sogar beides. Nur haben die beiden Schreibweisen dann leider eine unterschiedliche Bedeutung. In diesem Falle ließe sich etwa ein Buch zwar zusammen, also gemeinsam, schreiben – ein Wort aber eher zusammenschreiben. Zwei kleine Bögen zeigen, wo die beiden aufeinanderfolgenden Wörter verbunden gehören.
Schwierig zu lesen wird ein Text auch, wenn der ZwischenraumzwischendenWörtern fehlt. Ein stufenartiges Symbol, ähnlich einem Z mit geradem statt schrägem Strich zeigt, wo der Zwischenraum zwischen den Wörtern hin soll.