1992 kam der Vertriebsleiter unseres langjährigen Kunden California Rohé, einem der führenden Hersteller von Auto-Waschanlagen, auf uns zu. Unser Auftrag: das Design der neuen Portalanlage zu entwickeln. Zum Erstaunen des damaligen Werbeleiters – „das kann eine Werbeagentur doch gar nicht …“ – und zum Entsetzen des externen Industriedesigners. Der unausgesprochene Hintergedanke des Vertriebsleiters: den Designer unter Druck zu setzen und zu inspirieren, eingetretene Pfade zu verlassen, um auf der in Frankfurt alle 2 Jahre stattfindenden, internationalen Fachmesse Automechanika 1994 ein Glanzlicht zu setzen. Schließlich waren Autowaschanlagen schon damals ein bedeutender Ertragsgarant für ihre Betreiber. Dennoch vernachlässigte man in den 90er-Jahren das Optische und so präsentierten sich die Anlagen in den 90er-Jahren eckig, kantig, unverkleidet – eben wie Maschinen, die in einer Halle versteckt ihr Dasein fristen.
Wir schauten uns die Maschinen in den Hallen der umliegenden Tankstellen an, setzten uns zusammen und dachten darüber nach, warum ein deutscher Autobesitzer sein „liebstes Kind“ einer derartigen Konstruktion aus T-Trägern, Bürsten und Motoren anvertrauen sollte. Unsere Idee: Das Design der Anlage sollte sich dem Produkt, für dessen Reinigung es zuständig ist, anpassen. Keine sichtbaren Motoren. Mehr Rundungen, mehr Licht, mehr Harmonie. Und genau das setzten unsere Grafiker zu erst mit Markern am Schreibtisch und anschließend am Mac in einen Entwurf um.
Die Vorstellungen des Vertriebsleiters wurden weit übertroffen. Sowohl er als auch der Werbeleiter, der Geschäftsführer und alle anderen Mitarbeiter waren begeistert – mit Ausnahme des Designers natürlich, der vehement darauf hinwies, dass sich zum Beispiel im sehr schmal gehaltenen Kopf der Maschine die Technik nicht unterbringen ließe. Der Kommentar der Geschäftsführung darauf: „Genau das ist jetzt Ihre Aufgabe!“ Das Ergebnis der darauffolgenden Zusammenarbeit zwischen Designer und Agentur präsentierte California Rohé auf der Automechanika 1994 mit der hier gezeigten Broschüre. Übrigens hatte die Maschine später einen höheren Kopf, sodass sich die Motoren und das Getriebe für die Dachbürste sowie das Aggregat für die Dachdüsen dahinter verbergen ließen.
Schon bald stellte sich heraus, dass die komplett neue Autowaschanlage mit dem Namen C 45 – im Gegensatz zu dem bereits fertigen und freigegebenen Entwurf der Broschüre – nicht so schnell wie geplant fertig sein würde. Die neu zu erstellenden Werkzeuge zum Formen der Außenverkleidungen, die neue Elektronik, um die Anzeigen an der Maschinenfrontseite aufleuchten zu lassen, und viele andere Details beanspruchten viel mehr Zeit als geplant. Die Messe rückte derweil näher und näher und eines Tages war es so weit: Der mit dem Vertriebs- und dem Werbeleiter festgesetzte Termin war erreicht, denn das Fotografieren, das Erstellen der Reinzeichnung und vor allem die Herstellung der Lithos und der folgende Druck dauerte in dieser Zeit um einiges länger. Nun galt es, eine Entscheidung zu treffen: noch einmal die alte Anlage auf der Messe präsentieren oder nicht? Doch dann kam unserem damaligen Grafiker und versierten Modellbauer Roland M. eine geniale Idee: „Wir bauen ein Modell im Maßstab eines detailgetreuen Modellautos und erstellen die notwendigen Maschinenbilder als „Table-Top-Fotografie“!“
Die anfängliche Skepsis des Kunden wich purer Begeisterung, nach dem wir das erste fertige Modell in blauem Lack präsentierten: „Perfekt! Nicht zu unterscheiden!“ Doch vor uns tat sich ein neues Problem auf. Während sich das sehr naturgetreue Modell eines modernen Sportcoupés vor allem bei den männlichen Mitarbeitern großer Beliebtheit erfreute, fehlte eine entsprechende Umgebung, also das Modell einer Tankstellen-Waschhalle. Aus der Not machten wir dann eine Tugend, die wir ganz genau so unserem Kunden verkauften. Waschhalle kann jeder, argumentierten wir. Wir nehmen eine andere, branchenfremde Umgebung: eine alte Industriehalle. Praktischerweise ließ sich diese im Modell einfach umsetzen und hob sich zudem mehr von dem üblichen Einheitslook ab.
Aus den in einem Darmstädter Fotostudio erstellten Bildern – für die wir wie in den vergangenen Jahren die Fotoregie übernahmen – und den bereits erstellten Texten gestalteten wir die neue Broschüre. Damit der kleine Betrug mit den Modellen nicht allzu schnell aufflog, entschieden wir, die Broschüre in Schwarz-weiß zu erstellen und zu drucken. Unter vorgehaltener Hand kommunizierten wir, dass dies ganz im Sinne des aufgekommenen Umweltschutzes geschähe.
Die Messebesucher und -besucherinnen, die auf dem Messestand die neue Broschüre durchblätterten, erkannten die Mogelpackung zur allseitigen Verwunderung der Eingeweihten nicht. Sie waren davon überzeugt, dass es sich bei der Anlage auf den Fotos um die mittlerweile fertiggestellte, vor ihnen stehende, echte Waschanlage handelte. Nach der Messe, als die reale, fertige Waschanlage für Fotoaufnahmen zur Verfügung stand, fotografierten wir diese im Darmstädter Eisenbahnmuseum und erstellten einen neuen Prospekt, in dem die echte Maschine zu sehen war.
Für California war für die Zukunft eines klar: Gewohnte Pfade zu verlassen und auch künftig offen für unkonventionelle Ideen zu sein, birgt zwar vielleicht kleine Risiken, kann aber ebenfalls dafür sorgen, dass man der Konkurrenz einen entscheidenden Schritt vorauseilt.
1996 übernahm die Rohé Gruppe den Augsburger Konkurrenten Kleindienst und fusionierte die beiden Autowaschanlagenhersteller California Rohé und Kleindienst zu „California Kleindienst“. Als es darum ging, welche Waschanlagen man künftig produzieren sollte, stellte eine von der Hausbank beauftragte, international führende Unternehmensberatung fest: Die Waschanlage, die Kleindienst damals im Angebot hatte, war der Anlage von California Rohé technisch ebenbürtig.
Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Anlagen: Die Maschine von California Rohé war nicht nur optisch ansprechender, sondern dank unserer Werbemaßnahmen wesentlich besser in den Markt eingeführt – ausschlaggebend für die Entscheidung, fortan die California-Rohé-Maschine weiter zu produzieren. Heute sind die damals führenden Hersteller eingegliedert in das Unternehmen WashTec.
Das betrifft allerdings nicht nur das hier vorgestellte Design der Waschanlage und Broschüre. Auch fesselndes Webdesign, wie wir es auf dieser Seite anwenden, zählt zu unseren Stärken: Dazu gehören Animationen wie der sich wechselnde Text in den Überschriften, das „Einfliegen“ von Grafiken oder Einbinden von PDFs. Vielleicht suchen Sie ja genau das? Dann freuen wir uns auf Ihr Feedback oder Ihre Anfrage.