Unsere Kreativ-Geschichte im Oktober

Von Menschen und Maschinen

Wie Kreative Roboter schaffen – und Roboter Kreatives

Wer nach den Ursprüngen der Robotik sucht, findet diese nicht etwa im Ingenieurwesen, sondern in einem der kreativsten künstlerischen Bereiche – dem Theater. Tatsächlich stammt nämlich bereits der Begriff des „Roboters” aus einer fiktionalen Geschichte: Im 1920 erschienenen Drama R.U.R. des tschechischen Autors Karel Čapek geht es um eine Firma namens Rossumovi Univerzální Roboti, kurz R.U.R., die künstliche Menschen herstellt. Diese heißen Roboter, abgeleitet vom tschechischen Wort „robota”, was so viel heißt wie „Frondienst” oder „Zwangsarbeit”. In Čapeks Drama treten Roboter als billige Industrie-Arbeitskräfte ohne jede Rechte auf – bis sie gegen ihre Schöpfer aufbegehren und schließlich die gesamte Menschheit vernichten.

Doch der Autor Čapek war bei Weitem nicht als Einziger fasziniert von der „Mensch-Maschine”. Auch in anderen Bereichen der Kunst taucht das Thema oft auf, sei es in zahlreichen Romanen, dem Album „Die Mensch-Maschine“ der Band Kraftwerk oder der amerikanischen Science-Fiction-Serie „Westworld“.

Eine einheitliche Definition, was genau eigentlich ein Roboter ist, gibt es nicht. Im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man darunter aber ein technisches Gerät, das dem Menschen bestimmte Arbeiten erleichtert oder komplett abnimmt. So gibt es beispielsweise Industrieroboter, die Aufgaben unter extremen Bedingungen verrichten und zudem noch schneller und effizienter arbeiten als jeder Mensch. Medizinroboter führen komplizierte Operationen durch. Sogenannte Serviceroboter nehmen uns unliebsame Aufgaben wie das Fensterputzen, Rasenmähen oder Staubsaugen ab. Um diese Arten von Robotern zu bauen und zu programmieren, ist vor allem Wissen aus den Bereichen der Mechanik, der Elektrotechnik und der Informatik vonnöten.

Je nachdem, über welche Funktionen der Roboter noch verfügen soll, benötigt der Entwickler Fachwissen in deutlich mehr Disziplinen. Und eine Menge Fantasie, um das Wissen auch anzuwenden – insbesondere, wenn der Roboter menschliche Züge aufweisen soll.

Eine besonders kreative Weise, sich der Mensch-Maschine zu nähern, ist die Bionik. Hierbei untersuchen Wissenschaftler, wie biologische Prozesse in der Natur und im menschlichen Körper funktionieren und versuchen, diese in ein technisches System umzusetzen. Biologen arbeiten dabei eng mit Ingenieuren, Physikern, Chemikern und Materialforschern zusammen. Mit erstaunlichen Ergebnissen: Bei einer Ausstellung im Londoner Science Museum im Jahr 2013 verblüffte etwa ein Roboter namens Rex. Er verfügte bereits über eine maschinelle Lunge, ein batteriebetriebenes Herz und  künstliches, sauerstoffhaltiges Blut, das durch Adern in seinem Körper floss. Mithilfe von Sensoren gelingt es Robotern, zu „sehen”, Geräusche wahrzunehmen oder Dinge zu ertasten.

Auch andere, eher spezielle Fähigkeiten sind möglich, auch wenn es sich bei den betreffenden Robotern eher um Einzelstücke als um Serienproduktionen handelt. So gelingt es modernen Roboter nicht nur zu gehen, zu rennen, Treppen zu steigen oder Türen zu öffnen, sondern auch Getränke zu servieren, die Spülmaschine auszuräumen, in Gebärdensprache zu sprechen und Gefühle zu zeigen. So wie Sophia, einer vom Honkonger Unternehmen Hanson Robotics entwickelten Roboterdame, die menschliche Mimik und Gestik imitierte und einfache Gespräche führen konnte.

Mittlerweile werden Roboter sogar selbst kreativ. So zeigte bereits 2004 Toyota, dass wirklich (fast) nichts unmöglich ist: Damals ließ der Autohersteller einen Roboter mit beweglichen Fingern und mechanischen Lippen das Lied „When You Wish upon a Star“ auf einer Trompete spielen. 2015 präsentierte der amerikanische Ingenieur Seth Goldstein Ro-Bow, einen Roboter, der Geige spielen konnte. 2019 entwickelte die britische Tech-Firma Engineered Arts die Roboterfrau Ai-Da. Sie ist nicht nur mit einem menschlichen Äußeren und künstlicher Intelligenz ausgestattet, sondern rezipiert auch Kunstgeschichte und zeitgenössische Kunst – und ist auf diese Weise in der Lage, selbst zu zeichnen, zu malen und Skulpturen zu bauen. Was alle Roboter trotzdem noch wesentlich von uns Menschen unterscheidet? Dass sie kein eigenes Bewusstsein oder gar Gefühle entwickeln können. Möglich ist das bisher noch immer nur in Filmen und der Literatur.